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TDC | Lemonaid

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+++ Tatendrang Connects 1.0 - Paul Bethke, Lemonaid⁺ & ChariTea +++

Trinken hilft!

Das Spring-Semester startet und auch wir legen wieder los! Paul Bethke, Gründer von Lemonaid, war 2021 der erste Speaker bei Tatendrang Connects.

Gemeinsam mit den Freunden Jakob Berndt und Felix Langguth hat Paul das Getränke- und Sozialunternehmen Lemonaid⁺ 2009 in St. Pauli mit einer großen Vision gestartet. Mit jeder verkauften Flasche Limo oder Eistee werden soziale Projekte mit einem festen (progressiv angelegten) Beitrag unterstützt. Aktuell werden 5 Cent jeder verkauften Flasche investiert. Die sozialen Entwicklungsprojekte befinden sich in Regionen, aus denen die Rohstoffe auch bezogen werden. Für die Auswahl der Projekte gibt es einen eigenen Beirat, denn der Fokus liegt auf lokaler Zusammenarbeit statt bloßer Schenkung. Dabei wurden bereits 5 Millionen Euro gesammelt für insgesamt 30 Projekte in 7 Ländern.

Noch während der Schulzeit verbringt Paul zwei Jahre in Sri Lanka, macht dort seinen Abschluss und ist ergriffen von der gravierenden Ungerechtigkeit auf der Welt. Um vermeintlich dem Ursprung dieser Problematik auf den Grund zu gehen, studiert er in Deutschland, England und Frankreich VWL. Wie es der Zufall so will, wird der nun ausgebildete Entwicklungshelfer erneut in Sri Lanka untergebracht. Doch dort kann er den sozialen Wandel nicht aktiv mitgestalten. Denn fernab vom Geschehen fremdes Geld zu verwalten hat kaum etwas mit wirklicher Hilfeleistung zu tun. So entsteht 2008/-9 die Idee soziale Veränderung mit eigenen Mitteln zu erreichen.

Mit einem Umsatz von über 15 Millionen und 100+ Mitarbeitern kann man nicht mehr wirklich von einem Start-up sprechen. Obgleich das Unternehmen schon mehrfach Angebote zur Übernahme erhalten hat, ist und bleibt die Führung in eigener Hand. Dass das nicht immer leicht ist, zeigen sämtliche bürokratische/ gesetzliche Hürden. Ein Unternehmen darf laut Gesetz nur 0,02 % des Umsatzes spenden. Dieser Umstand erforderte kreatives Umdenken. Eine Rechtsform muss schließlich den Anforderungen beider Parteien gerecht werden. Als Lösung wurde eine Kombination aus gemeinnützigem Verein und GmbH gewählt. Lemonaid ist ein Passion-Projekt und das merken nicht nur die Konkurrenten. Die Erfolgsgeschichte inspiriert und fesselt.

Nur der Wille zur Veränderung reicht in dem Business bekanntlich nicht. Das Produkt muss auch gut sein, benötigt werden und seine Marktberechtigung erfüllen. Dabei fiel die Wahl schnell auf ein Produkt, dass in Gesellschaft an Bedeutung gewinnt. Denn die Konversation zur Mission von Lemonaid soll nicht nur in der stereotypischen Zielgruppe stattfinden. Vielmehr sollen Menschen erreicht werden, die sich noch nicht wirklich mit der Thematik auseinandergesetzt haben. Paul erkannte schnell, dass es zu diesem Zeitpunkt kaum Getränke mit denselben Ansprüchen gab. Überwiegend gab es damals kommerzielle Sirup-Limonaden. Wenn man selbst merkt, dass das Produkt nicht wirklich am Markt vertreten ist, lohnt es sich also hinterher zu sein.

Lemonaid ist Fair Trade zertifiziert und überzeugt mit qualitativ hochwertigen Zutaten. Der soziale Wandel wird durch alle Handlungsschritte deutlich und schafft so eine klare Linie. Jeder Schritt wird so optimiert, dass er den Wandel bestens widerspiegelt. Das zeigt sich bspw. auch dadurch, dass kleinste Dinge wie Marketing Maßnahmen in Kooperationen mit der Alsterarbeit durchgeführt werden. Kunden können dem Unternehmen vertrauen und wissen, dass die Werte des Unternehmens nicht nur eine Marketingstrategie sind. Beispielsweise wurden im Zuge der „Flüchtlingskrise“ Büros umgebaut, um Asyl zu bieten. Ebenso ist das Design einzigartig, bietet Recycling/ Upcycling Möglichkeiten und hat Wiedererkennungswert.

Der starke Lobbyismus großer Firmen macht es dem Start-up Lebensgefühl immer wieder schwer Innovation durchzusetzen. Es scheint so, als müsste man sich bereit für politischen/konservativen Gegenwind machen, wenn man den Weg ebnen möchte. Gesünder sollen die Getränke von Lemonaid sein, denn sie enthalten nur fünf bis sieben Prozent Zucker. Eigentlich, geht diese Ausrichtung mit dem Zeitgeist doch ausgerechnet deshalb wurden sie 2020 erneut abgemahnt. Im Social Business fängt einen zwar kein Konzern auf, aber anhand dieses Beispiels, kann man sehen wie viel Macht der loyale Kunde heutzutage hat. Denn als Lemonaid die Aktion an die Presse gab, haben sich die Konsumenten lautstark für das Beibehalten des Zuckergehalts engagiert.

Was war neben dem Zuckergate die größte Hürde als Social-Entrepreneur? Revolutionäre Ideen erfordern Durchhaltevermögen. In der Anfangsphase scheint es oft unmöglich die Warenkette zu schließen. Denn jedes Bindeglied muss erneut von der Rentabilität und Machbarkeit der Idee überzeugt werden. Auch Rückschläge jeglicher Art müssen in den ersten 1–2 Jahren garantiert in Kauf genommen werden. Paul gibt jedoch einen Tipp zur Finanzierung mit an die Hand: Lemonaid finanzierte sich eingangs über die Bürgschaftsgemeinschaft. Ähnliche staatliche Einrichtungen ermöglichen es, Unternehmen an Startkapital zu kommen, was zu einem späteren Zeitpunkt zurückgezahlt wird. Alternativ gibt es des Öfteren Sponsoren, die lange Zeit in der Wirtschaft tätig waren und sich durch ein soziales Investment indirekt unrealisierte Träume erfüllen möchten.

Durch den spannenden Vortrag konnten sich die Studenten ausführlich austauschen und wurden vielleicht sogar inspiriert dem Beispiel von Lemonaid zu folgen. Wir danken Paul und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg und alles Gute. Er steht auch in Zukunft gerne für weitere Fragen zur Verfügung.

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